Für mich als Blogger ist das Thema Authentizität sehr wichtig. Ich kann nur authentisch sein, indem ich dazu stehe wer ich selbst bin. Mir ist geht es bei diesem Beitrag darum über die Gründe, aus denen ich diesen Blog schreibe, zu erzählen.
Verleugnung
Ich habe mein Leben lang mit meiner sozialen Phobie zu kämpfen gehabt. Über weite Teile meines Lebens habe ich mich verstellt und meine Schwächen versteckt. Ich habe immer versucht anderen Menschen zu gefallen, weil ich Angst vor Ablehnung und vor Einsamkeit hatte. Mir war nicht bewusst, dass ich mein Verhalten dafür verantwortlich war, dass meine Ängste wahr werden. Wie sollte ich auch eine Grundlage für den Umgang mit anderen Menschen schaffen, wenn ich Teile von mir selbst verleugne. Meine soziale Phobie und meine Probleme sind ein Teil von mir. Ich habe immer versucht diesen Teil zu verstecken, weil ich dadurch Schwäche zeigen würde. Für mich war immer selbstverständlich, dass Menschen sich von mir abwenden wenn ich Schwäche zeige.
Authentizität war für mich damals nicht wichtig. Ich wollte immer nur jedem alles Recht machen – mich anpassen – in der Hoffnung, dass mich andere Menschen dadurch mögen. Es bringt aber nichts, wenn andere einen mögen, solang man sich selbst nicht mag. Ich habe mir dadurch, über sehr viele Jahre meines Lebens, selbst geschadet. Ohne dieses Verhalten wäre ich wahrscheinlich nicht depressive geworden.
Selbstfindung
In den letzten Jahren ist mir bewusst geworden, dass ich mich zunächst selbst akzeptieren muss. Ich habe mich sehr viel mit meiner Beziehung zu mir selbst beschäftigt. Es ist nicht leicht sich zu verändern, wenn man sein Leben lang schlecht mit sich selbst umgegangen ist. Ich musste mein gesamtes Leben grundlegend hinterfragen. Ich habe ich mein Verhalten beobachtet, Schritt für Schritt geändert und angefangen ehrlich zu mir selbst zu sein. Meine Schwächen gehören genauso zu mir, wie meine Stärken.
Der Umgang mit meinen Schwächen hat sich komplett geändert. Mittlerweile stehe ich offen zu meinen Schwächen und gehe offensiv damit um. Ich rede mit anderen Menschen über meine Probleme und verstecke diese nicht mehr. Jeder Mensch hat seine eigenen Probleme und diese gehören zu uns dazu. Bei Authentizität geht es nicht nur um den Umgang mit Schwächen. Es geht darum zu allem zu stehen was einen als Mensch ausmacht. Unsere Gesellschaft hat gewisse Vorstellungen was als normal gilt. Menschen neigen dazu vor Sachen Angst zu haben, die fremd sind und die sie nicht verstehen. Es ist immer leichter etwas Fremdes abzulehnen, als sich damit auseinander zu setzen.
Toleranz
Ich akzeptiere mich nun selbst wie ich bin und habe gelernt, dass ich die vielen kleinen Besonderheiten die mich ausmachen, nicht verstecken muss. Man wird immer vor Herausforderungen gestellt. Der Umgang mit meiner Sexualität war für mich eine große Herausforderung. Ich musste mich mit einer Seite von mir beschäftigen, die mir völlig fremd war. Anfangs habe ich diese Seite abgelehnt. Erst nachdem ich mich wirklich damit beschäftigt habe, konnte ich mich dafür akzeptieren. Diese Seite von mir hat mir sehr viel über Toleranz und Offenheit beigebracht. Ich verstehe vieles auf dieser Welt nicht, habe aber gelernt offen gegenüber mir fremden Themen zu sein. Es gibt vieles was ich ablehne, aber ich versuche zumindest Toleranz gegenüber diesen Themen zu sein.
Mir persönlich bringt es nichts anderen Menschen schaden zu wollen, weil Sie anders sind. Sobald man sich im Internet mit LGBT-Themen beschäftigt, trifft man immer wieder auf Menschen die andere Menschen aufgrund ihrer Sexualität mobben. Mir stellt sich die Frage warum diese Menschen ihre Meinung nicht für sich behalten und Hass verbreiten. Ich denke, dass dies damit zu tun hat, dass diese Menschen sich selbst nicht akzeptieren und sich davon ablenken wollen. Sie wollen sich selbst als etwas besseres darstellen, indem sie andere Menschen als negativ darstellen. Das hat mit Authentizität nichts zu tun. Jemanden zu mobben ist ein Zeichen von niedrigem Selbstwert und Charakterschwäche.
Akzeptanz
Durch die LGBT-Community habe ich erst gelernt, was es heisst sich selbst und andere Menschen zu akzeptieren. Die Menschen aus diesem Bereich erleben jeden Tag aufs neue was es heisst von anderen Menschen diskrimiert und gemobbt zu werden. Gerade deswegen ist für diese Menschen Akzeptanz und Toleranz sehr wichtig. Ich habe dort gelernt, dass man sich nicht für seine Sexualität zu schämen braucht und das jeder das Recht hat seine Sexualität auszuleben, solange anderen nicht geschadet wird. Natürlich gibt es auch hier Ausnahmen, aber zum Großteil befindet man in einem Umfeld der Inklusion.
Ich versuche mittlerweile wesentlich offener gegenüber Themen zu sein, mit denen ich mich vorher noch nicht beschäftigt habe. Früher hatte ich auch Angst vor allem was neu ist. Mir fällt immer noch in vielen Situationen der Umgang mit Menschen schwer. Man wird nicht von heute auf morgen sämtliche Bilder los, die man sich gegenüber bestimmten Gruppen von Menschen aufgebaut hat. Ich versuche aber nach und nach meine Vorurteile zu hinterfragen. Der wichtigste Schritt ist erst einmal zu erkennen, dass man sich selbst falsch verhalten hat.
Sichtbarkeit
Ich halte Authentizität für sehr wichtig um mit meiner Sozialen Phobie besser umgehen zu können. Genauso wichtig finde es, beim Umgang mit meiner Sexualität authentisch zu sein. Authentizität hilft mir mich selbst besser akzeptieren zu können, indem ich mich selbst nicht verleugne und dazu stehe wie ich bin. Ich versuche gegenüber anderen offen mit meinen Schwächen umzugehen. Viele Menschen kennen das Thema Soziale Phobie nicht. Ich schreibe diesen Blog um über mein Leben zu erzählen und hoffe dadurch andere Menschen erreichen zu können.
Sichtbarkeit ist wichtig um Vorurteile zu beseitigen. Für das Thema Sexualität ist dies ebenfalls sehr wichtig. Meine Sexualität ist ein Teil von mir und ändert nichts an meinem Wert als Mensch. Keiner hat das Recht einen Menschen wegen seiner Sexualität zu verurteilen.
Man schadet sich nur selbst indem man sich verstellt und Teile von sich verleugnet. Das Leben wäre ohnehin langweilig, wenn wir alle gleich wären. Ich möchte auf diesem Wege dazu anregen das eigene Verhalten gegenüber anderen Menschen zu hinterfragen.